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Grenzsituationen der Kriminalitätsbekämpfung und ein besonderes Jubiläum
Von LKD a.D. Ralph Berthel, Frankenberg/Sa.
7 Erfolgreiche Bewältigung von Belastungssituationen (Podiumsdiskussion)
Die mannigfaltigen Perspektiven auf Belastungssituationen im polizeilichen Alltag und deren Auswirkungen, wie sie an den beiden Veranstaltungstagen durch die Redner bereits ausgeführt wurden, nahmen die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion, die den Abschluss der Tagung bildete, nochmals auf und vertieften diese. Teilnehmer waren: Alexander Poitz, stellvertretender Bundesvorsitzender der GdP; Friedel Durben, Inspekteur der Polizei Rheinland-Pfalz; Ltd. Polizeidirektor Ulrich Rothdauscher, Leiter des Zentralen Psychologischen Dienstes der Bayerischen Polizei; Prof. Dr. Heidi Mescher, Abteilungsleiterin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW; Sonja Eichwede, Mitglied des Deutschen Bundestages sowie Kathrin Gräbener, Chief of Desk, Senior-Editor bei RTL Television. Moderiert wurde die Diskussion von Christoph Tiegel.
Ulrich Rotdauscher erläuterte zunächst die Arbeitsschwerpunkte seiner Dienststelle. Mit Blick auf die Komplexität der Herausforderungen an die psychologischen Dienste in den deutschen Polizeien bei der psychologischen Einsatz- und Ermittlungsunterstützung kritisierte er, dass bis heute kein bundesweites Netzwerk dieser Dienststellen existiere. Hinsichtlich der sog. Primärprävention, also bei Präventionsmaßnehmen zur Vorbeugung von Belastungen aus Problemsituationen für Beamtinnen und Beamte, stehe man noch am Anfang, merkte er zudem an.
Aspekte der Werbung und des Auswahlverfahrens für den Polizeiberuf, thematisierte Frau Prof. Mescher. Zwar spielten Eigenschaften wie Sportlichkeit und Kameradschaft in diesen eine Rolle – auch aus der Sicht der Bewerber. Auf die Frage des Moderators, ob denn auch Fragen der psychischen Belastbarkeit dabei relevant seien, entgegnete sie, dass dies leider weniger der Fall sei. Sie verwies auch auf die aus ihrer Sicht hohe Dropout-, also Abbruch-Quote, jedenfalls im polizeilichen Bachelor-Studiengang in Nordrhein-Westfalen. In diesem Kontext fügte sie hinzu, dass immer wieder festzustellen sei, dass der Polizeiberuf weniger als noch vor Jahren als Berufung angesehen würde. Hinsichtlich der Nachwuchswerbung und der Vorstellungen, die einige Bewerber vom Polizeiberuf hätten, ergänzte Alexander Poitz an anderer Stelle, dass einige „Luftschlösser“ spätestens im dienstlichen Alltag einstürzen würden.
Die Sicht der politischen Verantwortungsträger brachte Frau Eichwede ein und betonte dabei, dass man durchaus Herausforderungspotenzial sehe, mit dem die Kolleginnen und Kollegen tagtäglich konfrontiert seien.
Friedel Durben griff dies auf und erklärte, dass er sich manchmal mehr Gelassenheit und Vertrauen in die Arbeit der Polizei bei „den Politikern“ wünsche und dass sich diese häufiger von der Polizei beraten lassen sollten. Das dürfte, jedenfalls die Meinung des Verfassers, wohl ein „frommer Wunsch“ bleiben; gerade mit Blick auf die Kurzlebigkeit politischen Handelns und den dauerhaften Rechtfertigungsdruck, dem politische Verantwortungsträger ausgesetzt sind. Bei dem von Durben ebenfalls angesprochenen Ressourcenthema sind die Politiker allerdings durchaus die richtigen Ansprechpartner und hier sollten sowohl polizeiliche Führungskräfte wie auch die Berufsvertretungen wohl noch mehr als bisher auf die Notwendigkeiten und die Folgen von ausbleibenden Maßnahmen bei der Anpassung von Ressourcen an neue sicherheitsrelevante Entwicklungen aufmerksam machen. Und dabei geht es aus Sicht des Verfassers sowohl um die personellen, wie auch die materiellen und organisationsseitigen Ressourcen.
Genau hier war Alexander Poitz sehr deutlich, in dem er unterstrich, dass innere Sicherheit nicht nach Haushaltlage zu managen sei. Bezogen auf die Schwerpunktthematik der Veranstaltung wies er auf die Kampagne „Auch Mensch – Polizei im Spanungsfeld“9, die bereits 2011 durch die JUNGE GRUPPE der GdP (Bund) ins Leben gerufen worden war, hin. Dabei unterstrich er, dass Gewalt gegenüber Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten weder toleriert noch als Normalität betrachtet werden dürfe.
Ergänzend zu ihren Ausführungen am Vortag betonte Kathrin Gräbener, dass Journalisten die Belastungen, denen Polizistinnen und Polizisten aufgesetzt seien, durchaus erkennen und in der Berichterstattung berücksichtigten würden. Mit Blick auf die bereits am Vortag thematisierten Entwicklungen in der Medienlandschaft, die Bedeutung von Fake News und deren Auswirkungen auf soziale Spannungen in der Gesellschaft erschien die vielleicht zunächst recht allgemein klingende Aussage, dass sowohl die Polizei als die Journalisten den demokratischen Grundwerten unserer Gesellschaft verpflichtet seien, mir jedenfalls als bedeutsam und hervorhebenswert. Auch unter Hinweis auf eine Reportage zu Angriffen auf Einsatzbeamte, unterstrich Frau Gräbener, dass sie die Zusammenarbeit mit der Polizei stets als konstruktiv und professionell empfunden habe.
Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion (v.l.): Alexander Poitz, Friedel Durben, Ulrich Rothdauscher, Prof. Dr. Heidi Mescher, Sonja Eichwede, und Christoph Tiegel.
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