Wer, wenn nicht wir?
Schülerbilder gegen Gewalt und Rassismus
In der letzten Ausgabe haben wir über die Ausstellung „Wer – wenn nicht wir„ berichtet. Unsere Leserinnen und Leser hatten im Internet die Möglichkeit, aus einer Fotogalerie „ihre„ Bilder auszuwählen.
Silvia Izi
Grafikerin und Initiatorin
der bundesweiten
Wanderausstellung
Wer, wenn nicht wir?
Damit sich möglichst viele an dieser Auswahl beteiligen können, haben wir die Fotogalerie bis zum 1. September auf unserer Webseite gezeigt und werden die prämiierten Bilder erst in der kommenden Ausgabe veröffentlichen. Mit einer Momentaufnahme aus Bad Hersfeld – dem Ort der letzten Ausstellung – und mit einem Blick auf die politische Landkarte des Rechtsextremismus in Deutschland im Jahr 2008 greifen wir in diesem Heft das Thema im Gespräch mit Silvia Izi noch einmal auf. Silvia Izi startete die Ausstellung Anfang der neunziger Jahre. Sie war empört, abgestoßen und aufgerüttelt von rechtsextremistischen Anschlägen in Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen und vielen anderen Orten, deren Namen uns nicht mehr geläufig sind. Sie wollte Schülerinnen und Schüler mit den Folgen der rechtsextremistischen Gewalt konfrontieren und ihr mit ihnen gemeinsam Bilder aufgeklärten, freiheitlichen und friedlichen Zusammenlebens entgegensetzen.
„Ich war damals eine der Ersten, die aktiv geworden sind„, sagt Frau Izi. Viele politisch Verantwortliche in Städten, Kreisen und auch auf Landes- und Bundesebene haben die Ausstellung mit großem Engagement persönlich und ideell, nicht zuletzt auch materiell unterstützt.„
Engagierte Unterstützer gibt es bis heute, zum Beispiel in Bad Hersfeld: Als Bernhard Kramp, Pädagogischer Leiter der Gesamtschule Geistal in Bad Hersfeld, Silvia Izi und ihre Ausstellung „Wer, wenn nicht wir?„ in Hannover kennenlernte, war er spontan überzeugt, dass diese Ausstellung und das Profil „seiner„ Schule zusammengehörten. Das Kollegium der Gesamtschule Geistal freundete sich schnell mit dem Projekt an und gemeinsam organisierte man die Ausstellung mit einem umfangreichen Begleitprogramm. Gezeigt wurde die Ausstellung in diesem Sommer in dem nahe der Schule gelegenen Altenzentrum Hospital.
Bernhard Kramp
Pädagogischer Leiter der
Gesamtschule Geistal
in Bad Hersfeld
Auch die Festspiele Bad Hersfeld, die Friedrich-Naumann-Stiftung und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gehörten zu den Kooperationspartnern Das Interesse an der Ausstellung war – gerade auch bei den Festspielbesuchern – so groß, dass sie um sechs Wochen verlängert wurde. Dennoch hat sich das gesellschaftspolitische Umfeld seit dem Anfang der neunziger Jahre verändert, stellt Silvia Izi fest: „Damals gab es Privatpersonen und Politiker, die sich engagierten und das Thema aufgegriffen haben. Seitdem haben sich eine Fülle von Vereinen und Initiativen mit festen Strukturen entwickelt, die in ihrem Umfeld gegen rechtsextremistische Tendenzen angehen – oft mit Unterstützung prominenter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Die Polizei ist in die präventive Arbeit fest eingebunden – zum Beispiel mit kriminalpräventiven Räten auf lokaler, Landes- oder Bundesebene. Aber gleichzeitig löst Rechtsextremismus heute – im Gegensatz zu den neunziger Jahren – nicht mehr unmittelbar und selbstverständlich Abwehrreaktionen aus. Man kann sogar den Eindruck gewinnen, er sei „normaler„ geworden.„ Von dem Rand in die Mitte der Gesellschaft – so beschreiben Journalisten die Entwicklung. Die politischen Tatsachen zeigt eine „Landkarte des Rechtsextremismus„, die die Wochenzeitung DIE ZEIT kürzlich veröffentlichte (http://zeus.zeit.de/bilder/2008/20/deutschland/wahlen/wahlen-700.jpg). Wie sagte ein Schüler der Gesamtschule Geistal in der Abschlussveranstaltung mit Texten und Szenen zum Thema „Fremd sein„ in Bad Hersfeld: „ Fangen wir bei uns an, wenn wir in einer Welt ohne Gewalt leben wollen„. Also „Wer, wenn nicht wir?" „Wer, wenn nicht Sie!"
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